Aus der Schängel-Feder von Manfred Ginffke

Altstädter Jung war Gast beim Jubiläumskonzert

schaengel_federAm Sonntag waren meine Frau und ich auf dem Land. Wir waren in Bubenheim, aber nicht zum Hamstern wie nach dem Krieg, sondern zum Hören. Der Frauenchor aus dem Koblenzer Stadtteil feierte sein 30-jähriges Bestehen und gab aus diesem Anlass ein Jubiläumskonzert. Eigentlich hätte ich beim St. Martinszug in der Altstadt sein müssen, denn ohne mich – das sage ich in aller Bescheidenheit – und eine Handvoll Mitstreiter, wäre dieses Brauchtum in diesem Jahr in der Altstadt nicht gefeiert worden. Große und kleine Geldspenden haben den heiligen Mann – ich glaube in diesem Jahr war der Mann eine Frau – aufs Pferd gehoben.

Aber ich habe es nicht bereut, dass wir in Bubenheim waren. Meine Frau und ich erlebten ein wunderschönes Konzert in der proppenvollen St. Marternuskirche. Eine schöne Kirche mit einem sehr schönen Altar. Die Frauen haben gesungen wie sie singen sollen: engelhaft. Naja, so schlimm war es nicht, aber der Frauenchor aus dem Kartoffelland war sehr gut drauf, und die Liedauswahl war auch klasse. Die Damen haben standesgemäß eine Dirigentin, die die Damen voll im Griff hatte und hat. Musikalisch wurde der Chor sehr einfühlsam von einer Pianistin begleitet, die dem Namen nach nicht in Bubenheim das Licht der Welt erblickt hat.

Aus den Bergen im östlichen Hochland der Stadt, aus Arzheim, kam ein Männerchor, der MGV „Eintracht“ von 1881. Dieser Chor hat also ein paar Jahre mehr als die Bubenheimer auf dem Buckel. Aber gesanglich waren sie sehr gut und modern, sogar Leonard Cohen kam mit seinem „Halleluja“ zu Gehör. Große Klasse war auch das Streichtrio der Musikscheune Amadeus Mülheim-Kärlich, eine Dame und zwei Herrn.

Also meine Frau und ich erlebten einen schönen Abend auf dem Land. Wir lernten auch den Bubenheimer Landadel kennen. Der gewesene und der amtierende Ortsvorsteher saßen in der ersten Reihe, neben anderen Mitgliedern des Ortsbeirates. Beim Nachdenken ist mir aufgefallen, dass die Sängerinnen und Sänger aus Ortsteilen stammen, die einen Ortsvorsteher haben. Wir in der Altstadt haben keinen, wir haben aber auch keinen Gesangverein mehr. Die Männer aus der Weißer Gasse haben wegen Nachwuchsmangel vor Wochen den MGV Maria-Viktoria aus dem Vereinsregister streichen lassen. Aber ich glaube, ein Ortsvorsteher hätte da auch nichts dran geändert. Nach dem Willen der Mehrheit im Stadtrat sollen ja bald alle Stadtteile einen Ortsvorsteher bekommen, koste es was es wolle. Ich bin mal gespannt, ob wir dann auch in allen Stadtteilen so gute Gesangvereine haben.

Wir waren noch zu einem Glühwein eingeladen, aber wir fuhren heim, ich hatte schon wieder – wie immer – Heimweh.

Manfred Gniffke

Koblenzer Lokalanzeiger – 16.11.2016
Foto Herbert Hennes